KLAVIERBAUMEISTERIN

Anja Stutz, unsere langjährige Mitarbeiterin, hat erfolgreich ihre Meisterprüfung abgeschlossen und darf sich jetzt Meisterin im Klavierbauhandwerk nennen. In der vergangenen Woche legte Sie bei Steinway&Sons in Hamburg ihre Prüfung ab.

An dieser Stelle haben wir eine neue Rubrik auf unserer Homepage eröffnet. Musik und Literatur sind schon immer unsere Leidenschaften. So sind für uns Romane, Erzählungen, Biografien, in denen die Musik oder Musiker eine besondere Rolle spielen, besonders spannend. Unser Freund Uwe Spannhake teilt mit uns dieses Interesse. Er stellt in lockerer Reihenfolge Bücher vor. Freuen Sie sich auf die neue Buchbesprechung bei uns.

Februar 2016


Anna Enquist „Streichquartett“, Luchterhand Verlag München 2015


Auf meiner Suche nach weiteren Büchern, die Lebensschicksale und Musik verknüpfen, fiel mir dieses sofort auf. Zu Beginn las ich es begeistert, zum Ende hin verärgert, so dass ich es als eher ungeeignet für diese Rubrik bei Seite legte.
Doch im Abstand merke ich, dass es mich doch beschäftigt(e); nicht jeder Roman muss die eigene Weltsicht bestätigen.
Hugos Hausboot in Amsterdam ist der regelmäßige Treffpunkt des Streichquartetts, bestehend aus Hugo, der Ärztin Carolien, ihrem Mann Jochem und der Krankenschwester Heleen. Altersmäßig könnte man sie in diesem Roman in einer Midlife-Krise einstufen, doch liegen die Ursachen der Lebensunzufriedenheit tiefer. Das Paar ist im Alltag nahe an der Sprachlosigkeit, ihre beiden Jungen sind im Alter von 10 und 12 tödlich verunglückt. „Ich sehe dich noch im Gerichtssaal sitzen, unter diesen 18 Elternpaaren. Du warst ungerührt. Ein ganzer Saal voller Mitbetroffener… Anklage gegen einen Busfahrer, der im Koma lag…eine Klassenfahrt, ein Bus, der von der Straße abkommt.“
Viel weiter hinten im Buch, die missglückte „Aufarbeitung“ dieses Schicksals schon aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, denkt Carolien:
„Lebenslust! Das ist reiner Verrat an den Jungs, das will ich ganz und gar nicht. Pflichterfüllung mag noch angehen, aber Lebenslust?“
Das gemeinsame Musizieren dient allen vier Beteiligten in gewisser Weise als Rettungsanker, zumindest vermeintlich.
„Sie fangen immer mit Bach an. Kunst der Fuge. Alle Stimmen gleichwertig.“ Doch: „Die Bratsche gerät aus dem Takt. Neuer Anlauf. Die zweite Geige ist zu laut und übertönt den Einsatz der ersten…Es ist nicht ihr Tag.“
Es gibt auch andere Abende. „Ein perfekter Abend, denkt Hugo zufrieden. Kräftig die Dissonanzen geprobt und nach der Pause, Wein und Bier intus, einen flammenden Dvorak hingelegt. Die Fenster standen offen und ohne dass sie es bemerkten, hielten größere und kleinere Boote an, und man hörte ihnen zu. Nach dem stürmischen Finale brandete Applaus auf.“
Doch der Zusammenhalt ist brüchig, bei gesellschaftlichen und politischen Diskussionen zeigt sich eine pessimistische und misanthropische Weltsicht. „Wie wütend er ist, denkt Hugo. Und dabei geht es jetzt nur um Politik, um die Regierung. Was fühlt er in Bezug auf das Unheil, das seinen Kindern zugefügt wurde? Warum explodiert er nicht? Naiv, denkt er… Nicht imstande, über die Trennwände zu schauen, die sie im Laufe ihres Lebens errichtet haben.“
Diese Weltsicht wird noch deutlicher im Schicksal des alten Cellolehrers Reinier van Aalst. Vor einem Vierteljahrhundert hatte Carolien drei Jahre lang bei ihm am Konservatorium studiert, bis sie sich entschloss, dem Medizinstudium den Vorrang zu geben. Carolien erinnert sich an diese Zeit: „Die Aufregung vor 25 Jahren – ich achtzehn und er in der Blüte seines Erwachsenenlebens. Die Verliebtheit, um ehrlich zu sein. Die Musik als so wichtig zu empfinden, dass alles andere auf der Welt wegfiel.“
Reinier ist mittlerweile sehr gebrechlich und hat enorme Ängste, davor zwangsweise in ein Altenheim abgeschoben zu werden – hier bekommt das niederländische Gesundheits- und Pflegesystem einen verheerenden Stempel aufgedrückt – und davor, von einem freundlichen hilfsbereiten Migrantenjungen ausgeraubt zu werden.
Es gibt allerdings auch kurze Momente, in denen man glaubt, dass die Lebenskurve wieder nach oben zeigen könnte. Hugo, der auf seinem Hausboot noch der relativ glücklichste der Beteiligten ist, wendet sich nach seiner Entlassung als Leiter des Musikzentrums Carolien zu. „ Du könntest mitkommen…Wär das nicht ein aufmunternder Gedanke, zusammen neu anzufangen. Ins Boot steigen, wegfahren.“ Carolien analysiert hart: „Er hat eine Midlifecrisis, und ich habe eine posttraumatische Belastungsstörung. Beides geht nicht weg, wenn man die Flucht ergreift.“ Doch Hugo lässt nicht locker und für einen kurzen Moment kommt es zu einer innigen Begegnung. „Als sie in seine Augen schaut, ist alles weggefallen – und es gibt nur diesen Moment.“ Aber schon „..Während sie sich küssen, beginnt sie schon wieder zu denken: Gott, was für ein Klischee, zwei Menschen.., die ihre Köpfe in trauter Zweisamkeit in den Sand stecken, wie lächerlich.“
Auch für die Gruppe scheint es wieder eine Zukunft zu geben, als sie für den 50. Geburtstag des Praxispartners von Carolin Mozarts Dissonanzenquartett einüben und sich dabei wieder richtig aufeinander einlassen können.
Doch dann kommt es zu einem furiosen Finale, das „actionmäßig“ und leider auch ziemlich unglaubwürdig aufgebaut ist. Plötzlich geht es nur noch um das nackte Überleben aller Beteiligten.
Mir scheint folgende Information zum Verständnis dieses Romans noch nützlich (aus Wikipedia):
Anna Enquist wuchs in der niederländischen Stadt Delft (Provinz Südholland) auf. Sie studierte Klavierspiel am Königlichen Konservatorium in Den Haag und anschließend klinische Psychologie in Leiden. Seit 1991 widmet sie sich ausschließlich ihrem schriftstellerischen Schaffen.
In dem 2008 in Deutschland veröffentlichten Roman Kontrapunkt verarbeitet sie den tragischen Tod ihrer Tochter Margit, die 2001 im Alter von 27 Jahren bei einem Verkehrsunfall in Amsterdam ums Leben kam.

An dieser Stelle haben wir eine neue Rubrik auf unserer Homepage eröffnet. Musik und Literatur sind schon immer unsere Leidenschaften. So sind für uns Romane, Erzählungen, Biografien, in denen die Musik oder Musiker eine besondere Rolle spielen, besonders spannend. Unser Freund Uwe Spannhake teilt mit uns dieses Interesse. Er stellt in lockerer Reihenfolge Bücher vor. Freuen Sie sich auf die neue Buchbesprechung bei uns.

September 2015

Alan Rusbridger „: Play it again: Ein Jahr zwischen Noten und Nachrichten“,                                                 Secession Verlag für Literatur, Zürich, 2015
Heute möchte ich Ihnen gerne ein besonderes Buch vorstellen, jedoch nicht uneingeschränkt zum Lesen empfehlen. Es sei denn, sie beschäftigen sich professionell mit Klaviermusik. Falls nicht, ergeben sich hier vermutlich dennoch einige interessante Aspekte, hoffe ich jedenfalls.
Alan Rusbridger war bis Juli 2015 zwanzig Jahre lang Chefredakteur des britischen Guardian, 2014 wurde ihm für seine Arbeit sogar der alternative Nobelpreis verliehen. Seine Arbeitstage umfassen selten 8, eher bis zu 14 oder sogar mal 16 Stunden. Manager entdecken dann zum Ausgleich Yoga, Jogging oder ein Fitnessstudio für sich, stürzen sich in die Anschaffung von Luxusartikeln.
Wenn man einen gebrauchten Steinway-Flügel, in seinem Landhaus in Blockley, einem kleinen Dorf westlich von Oxford in hügeliger Landschaft und einen der Marke Fazioli in seinem Londoner Haus dafür hält, würde Rusbridger in dieser Hinsicht nicht aus dem Rahmen fallen.
Doch sein „Sport“ ist das Klavierspielen, speziell hat er sich 2010 vorgenommen, innerhalb eines Jahres die schwierige Chopin-Ballade Nr. 1 in g-Moll, op 23 zu erlernen und einem besonderen Freundeskreis vorzuspielen. Er plant, möglichst jeden Tag 20 Minuten vor der Arbeit zu üben. Dazu verweist er auf Arnold Bennett, der schon 1910 in „How to Live on 24 Hours a Day“ Hinweise für eine produktive Zeitnutzung gab.
Und tatsächlich „beflügelt“ sein morgendliches Üben ihn den ganzen Tag –u.a. bei den schwierigen Verhandlungen mit Julian Assange über die Wikileaks-Veröffentlichungen, beim Aufdecken britischer Abhöraffären, sogar in Libyen, wo der Starreporter des Guardian für den Nahen Osten, Ghaith Abdul-Ahad gefangen gehalten wird und Rusbridger ihn frei bekommt. „Beim Essen erspähe ich einen Petrof-Flügel auf einer Galerie über dem Restaurant. Ich habe die Noten der Ballade dabei und wir müssen noch zwei Stunden warten, bis Ismael uns zu Ghaith bringen wird. Also spiele ich in Tripolis, inmitten eines Bürgerkriegs, über einem leer gefegten, widerhallenden Restaurant…“.
Das Erlernen wird immer mehr zur Obsession. Er trifft bedeutende Pianisten, u.a. Barenboim, Perahia, Beresowski, auch Alfred Brendel, der im Italienurlaub in dem gleichen weitläufigen Gelände auf dem Landgut La Foce im toskanischen Val d´Orcia zeitgleich Urlaub macht. Mit allen philosophiert Rusbridger über Interpretationen der Chopin- Ballade, über die Bedeutung von Amateurpianisten in den Zeiten von Youtube, über Fingersätze, Pedalführung und Intonation. Er sucht auch den Kontakt zu führenden Neurologen, um sich zu vergewissern, wie und ob das Auswendiglernen schwieriger Passagen im Alter von 57 noch zu bewältigen ist.
Aus dem Jahr werden letztlich 16 Monate, dabei nimmt er Unterricht bei vier verschiedenen Klavierlehrern und nutzt wie vorher auch schon eine jährliche Urlaubswoche im Lot-Tal in Frankreich zum intensiven Üben in einer Gruppe begeisterter Amateurpianisten.
Faszinierend empfand ich, mit welcher Empathie und Hartnäckigkeit Rusbridger sein Ziel verfolgte. „Warum trifft meine linke Hand bei diesem oder jenem Akkord nicht die richtigen Töne? Wo bleibt die synkopierte Pedalführung? Jetzt springt Michael auf und schubst mich zur Seite, um mir zu zeigen, wie es geht. Ich habe gar keine andere Wahl, als mich voll auf den Unterricht zu konzentrieren. Eine Stunde lang denke ich an nichts anderes. Aber um Punkt 9 tauche ich wieder in die Arbeitsroutine ein, die sicher nicht vor 2 Uhr nachts enden wird.“
Nach 16 Monaten ist es dann so weit. „Schnell, zu schnell füllt sich der Raum mit Zuhörern. Die (Klavier-) Lehrer werden einander vorgestellt, machen freundliche Scherze über das seltsame Sisyphus-Projekt, in das sie allesamt verwickelt sind. Ich kann meinen Auftritt nicht mehr länger hinauszögern.“
Rusbridger schreibt weiter: „ Das Konzert wird nicht perfekt sein, aber darum geht es nicht. Ich will eine Geschichte erzählen, ich will die Erlebnisse einer langen Reise mit Freunden teilen…“ Und dann:
„So wird Spannung aufgebaut, die sich beim nächsten Ton entlädt: dem ersten Akkord der Coda. Diese Überleitung habe ich in den vergangenen sechs Monaten ungefähr 200 -mal geübt. Heute Abend: Blackout. Mit welchen Tönen beginnt die Coda? Ich weiß es nicht…Angst - ich spüre, wie sie mir den Nacken hinunterkriecht… Das Zögern dauert letztendlich nicht mehr als eine Dreiviertelsekunde-aber für mich ist es eine kleine Ewigkeit. Und dann ist die Blockade überwunden…
Plötzlich ist es vorbei. …Es folgt ein Augenblick der Stille. Dann springen alle auf, meine Töchter kommen angelaufen und stürzen sich auf mich, es umarmen sich Gratulation (ihre) und pure Erleichterung (meine). Ich kann mich nicht erinnern, jemals so eine plötzliche, unmittelbare körperliche Welle der Erlösung verspürt zu haben.“
Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht stehen Ihnen dazu andere Wege offen. Aber bleiben auch Sie Ihrem Klavier oder Flügel durchaus treu.

NEUES BEI HELMICH

Zu einem ganz besonderen Klassenausflug kamen in dieser Woche eine 4. Klasse aus der Schule am Lönsweg in Verden und aus der Grundschule Bierden zu uns ins Klavierhaus. Hier bekamen sie besondere Einblicke in den Beruf des Klavierbauers. Moritz Helmich erläuterte und erklärte den Aufbau eines Klavieres und Flügel, die Funktion der Mechanik und wie der schöne Klang entsteht. Aufmerksam lauschten die Schüler und stellten eifrig Fragen. Die Pianisten unter Ihnen hatten die Chance ihren Klassenkameraden auf einem großen Konzertflügel vorzuspielen. Anschließend ging es in die Werkstatt wo sich jeder unter der Anleitung unseres Werkstattleiters Herr Kaiser einen Schlüsselanhänger aus einem Hammerkopf bauen konnte. Mit einem gemeinsamen Lied bedankten sich die kleinen Klavierbauer bei uns und fuhren mit bleibenden Eindrücken nach Hause.

NEUES BEI HELMICH

Erstaunliche Einblicke in die Welt der Yamaha Digitalpianos gewannen jüngst Klavierlehrer und interessierte Laien bei uns im Klavierhaus. Der Musikschulleiter und Spezialist für digitale Tasteninstrumente Roman Sterzik aus Nürnberg vermittelte vielfältige Bedienungsmöglichkeiten der Yamaha Clavinovas. Wie man z. Bsp. ein Klavierkonzert mit Begleitung berühmter Orchester spielen kann, wie man mit sich Selbst rechte/linke Hand üben kann und noch vieles andere mehr.

Nachdem noch viele Fragen beantwortet worden gingen alle mit neuen Erfahrungen nach Hause um diese gleich praktisch umzusetzen. Aus den Kreisen der Teilnehmer wurde deutlich, daß solche Workshops öfter angeboten werden sollten.

NEUES BEI HELMICH

Jetzt ist es endlich da und Sie können es ausprobieren, spielen und hören. Eine akustische Sensation. Ein akustisches Piano mit Lautstärkeregelung oder ein digitales Piano mit Saiten? Yamahas neueste Entwicklung erweitert die Grenzen der Fantasie und erschließt eine ganz neue Welt an Möglichkeiten.TransAcoustic™ ist der Name, den Yamaha einem ganz neuen Pianotypus gegeben haben. Einfach gesagt: Er macht den Resonanzboden zum Lautsprecher. Das bedeutet, dass jede Art von Klang durch die natürliche Resonanz der akustischen Anlage des Klaviers übertragen werden kann. Soviel der Worte, aber eigentlich müssen Sie es selbst erfahren. Kommen Sie uns besuchen und probieren Sie es aus!

Eitzer Straße 32,
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